Hinweis auf Werbung: In meinen Berichten finden sich Marken bzw. deren Produkte sowie Links unter anderem zu Marken und Anbietern die ich auf meinen Reisen und/oder für meine Bewertungen genutzt habe. Diese Produkte habe ich alle selbst gekauft. Dabei handelt es sich um eine freiwillig Marken-Verlinkung.
Die Vorgeschichte
Anfang des Jahres fassten wir den Entschluss zwei 3-Mann Trekking Zelte für unsere Familie anzuschaffen. Eines sollte ein leichteres 3-Season Zelt und das andere ein Schlechtwetter taugliches 4-Season Zelt werden. Für Ersteres fiel die Entscheidung aufgrund unserer Erfahrungen relativ schnell und bald war dann auch ein MSR Mutha Hubba NX im Haus. Zu diesem Zelt findet man mehr unter folgendem Link: MSR Mutha Hubba NX im Test
Das 4-Season Zelt war dann schon eher eine Herausforderung. Ich hatte bereits ein The North Face (TNF) Expedition 25 und ein TNF Mountain 25. Beide Zelte sind aber eher fürs Hochgebirge und Expeditionen gemacht und deswegen auch schwer. Für meine damaligen Einsätze waren sie eine gute Wahl aber für unsere zukünftigen Vorhaben dann doch nicht das Richtige. Wer nach einem exzellente Mountaineering Zelt sucht ist mit einem TNF Mountain 25 oder VE 25 bestens beraten. Trotz guter Erfahrungen nahm ich dieses Mal aber kein TNF Zelt mit auf die Liste.
Mein Traum war schon immer ein Hilleberg Zelt und so kam das Hilleberg Kaitum 3 als erstes auf die Liste. Diese Liste war zu Beginn sehr lang und nach meiner erste detaillierteren Informationsrunde standen auf dieser Liste immer noch 10 Zelte. Neben dem Kaitum 3 waren noch das Hilleberg Allak 3, die beiden Helsport Fjellheimen Pro 3 Camp und Reinsfjell Pro 3, das Nordisk Oppland 3 SI, Wechsel Tempest 3, das Vaude Mark 3P, und die Exped Orion 3 UL und Orion 3 Extreme sowie das Big Agnes Copper Spur HV 3 Expedition in der engeren Auswahl. Je nach Zelt war es einfacher oder schwieriger an gute Berichte zu kommen. So mußten ein paar grundlegende Daten her um diese Liste weiter zu kürzen.
Durch die Kinder spielt das Gewicht doch eine größere Rolle und nachdem ich mir das Ziel von etwa 4 kg für Zelt (Packed Weight) plus Footprint gesetzt haben wurde diese Liste dann doch schnell kürzer. Viele der Hersteller habe ich auch direkt mit Fragen angeschrieben und Hersteller wie Hilleberg, Nordisk und Exped waren immer schnell und meiner Meinung nach Ehrlich mit den Antworten. Wir wollten ein Zelt das wir im Regen einfach auf- und abbauen können und somit mußte das Innen- und Außenzelt gemeinsam auf- und abbaubar sein. Leider muß ich zugeben das der Preis eine wichtige Rolle spielt. Mit 4 Kindern war klar das es kein Hilleberg werden konnte. Hilleberg ist einfach top, das steht außer Frage für mich und so bleibt es wohl weiterhin ein Traum den ich mir hoffentlich eines Tages erfüllen kann.
Nach gut 6 Monaten waren dann nur noch zwei Zelte auf meiner Liste, das Exped Orion 3 UL und das Vaude Mark 3P. Über das Exped Orion 3 UL (wie die ganze Orion Zeltserie) gibt es viele gute Bewertungen, Videos und auch Berichte in der Fachpresse. Das Vaude Mark 3P ist da eher ein unbeschriebenes Blatt mit Berichten die oft älter sind. Da blieb der Ruf das Vaude gute Zelte baut, das die Mark Serie legendär sei und unsere sehr guten Erfahrungen mit Kinderkleidung von Vaude. Auch die verwendeten Materialien deuteten beim Vaude auf mehr Haltbarkeit hin. Einiges sprach zu diesem Zeitpunkt aber für das Exped Orion 3 UL. Beide Zelte habe ich dann auf Idealo gesetzt und auch im Internet die Preise immer wieder verfolgt. Dann eine Hammer Angebot auf teamalpin.com für beide Zelte. Das Mark 3P war aber deutlich stärker reduziert und so entschieden wir uns am Ende für dieses Zelt.
Da ich nicht viel zu diesem Zelt im Internet finden konnte entschied ich mich schon vor meinem ersten Einsatz einen Bericht zu schreiben. Ich bin mir sicher das ich nach den erste paar Einsätzen ein Update hinzufügen werden. Mehr Informationen zum Zelt findet man auf der Seite des Herstellers: Vaude Mark 3P sowie das Aufbauvideo.
Der erste Eindruck
Zuerst habe ich das Vaude Mark 3P in meinem Keller aufgestellt. So konnte ich einen erste Eindruck gewinnen ohne es dabei zu verschmutzen. Danach kamen drei Schlafmatten ins Zelt und es folgte ein Liege- und Kopfraum Test. Nachdem Kelleraufbau entschied ich es zu behalten und konnte es nun getrost im Garten aufstellen.
Ich bin eigentlich kein Fan von grünen Zelten aber es gibt hier keine Farbauswahl. Das Zelt ist sehr einfach und schnell Auf- und auch wieder Abzubauen. Das ging ohne jeglichen Hilfe ganz alleine sehr gut. Es ist mein erstes Exo-Skeleton Zelt und auch mein erstes Vaude Zelt. An ein paar Sachen mußte ich mich schon gewöhnen aber alles im Rahmen. Von der allgemeinen Bauwiese und Ausrichtung ist es ähnlich unserem MSR Mutha Hubba. Beide sind in etwa gleich groß, man liegt in Beiden der Länge nach im Zelt, es sind Tunnel-First-Hybrid Zelte eine Kreuzung aus Tunnel- und Firstzelt.
Was sofort positiv auffällt ist die hochwertige Qualität des verwendeten Materials. Das Außenzelt ist tiefgezogen und die Zeltwanne an den Wänden hochgezogen was bei schlechtem Wetter wichtig ist. Die rechteckig Bodenform verspricht viel Platz im Innenzelt. Auf der negativen Seite fiel der Giebelbau auf und das doch schnell abfallenden Dach des Innenzeltes. Die Kopffreiheit war da meine Sorge. Auch das Nachwiegen des Zeltes war dann doch eher Ernüchternd denn anstelle der angegeben 3,2 kg wiegt es 3,450 kg auch das Footprint ist mir 670 Gramm um 70 Gramm schwerer als die angegebenen 600 Gramm. Total sind das dann 320 Gramm mehr und es liegt somit über meiner 4 kg Grenze. Es braucht verpackt viel Platz und vor allem die Zeltstangen sind sperrig und da sie alle miteinander als eine Einheit verbunden sind kann man es auch nicht aufteilen.
Das Vaude Mark 3P macht einen stabilen Eindruck. Die Zeltstangen, vor allem jene den First entlang, sind größer dimensioniert und wenn abgespannt steht das Zelt sehr gut. An den Seiten gibt es aber nur die zwei mittig platzierten Abspannleinen welche den Innenraum vergrößern sollen (dazu später mehr) und das Zelt abspannen. Schon im Windtest Video sieht man das dieser Bereich schnell stark eingedrückt wird. Bin echt gespannt wie das bei starkem Wind wird und wie lange die Nähte halten. Sehe mich bei starkem Wind mit dem Rücken zur Wand sitzen. Mal sehen was es sonst zu bieten hat.
Die zwei Apsiden und das Footprint
Das Mark 3P hat zwei Eingänge und zwei gleichwertige Apsiden. Das Footprint reicht in die Apsiden und hilft so den nutzbaren sauberen Boden zu erweitern. Sie haben eine große Bodenfläche jedoch ist die Zeltwand relativ flach und reduziert die wirklich nutzbare Fläche.
Öffnet man die Außentüre ganz wird es noch einmal enger, es empfiehlt sich den Reißverschluss oben nicht ganz zu öffnen um so mehr Spannung auf der Apside zu behalten. Durch das Abspannen mit zwei Heringen sind die Apsiden jedoch weit größer als jene unseres MSR Mutha Hubba NX was bei schlechtem Wetter ein wichtiger Punkt ist. Will man den Boden in der Apside nicht mit dem Footprint bedeckt haben dann schlägt man es beim Aufbau nach hintern unter das Zelt. So kann man auf einer Seite die schmutzigen Schuhe stellen und auf der anderen Seite (mit dem Footprint) dann Rucksäcke oder so. Das ist durch die 8 Abspannpunkte des Footprints ohne weiteres möglich. Das Gewicht des Footprints liegt aber im Vergleich zu anderen Herstellern an der oberen Skala.
Der Innenraum
Hier zwei Therm-A-Rest ProLite Plus Womens Regular (51 cm breit) und eine Exped Synmat 7 UL Regular (52 cm breit). Die Länge des Innenzeltes ist sehr gut, es bleibt an beiden Enden viel Platz. Auch stoßen die drei Matten nicht an den Seitenwänden an. Top Platzangebot.
An den Eingängen sind es wie angegeben genau 100 cm aber nur in der absoluten Mitte erreicht man die 115 cm. Die Seitenwände fallen durch den Giebelbau schnell ab. Drei Erwachsenen finden zum Liegen viel Platz aber beim Sitzen wird es eng und man sitzt aufgereiht in der Mitte.
Mit den drei Matten im Zelt sind dann mein Frau, mein 13 jähriger Sohn und ich zum Test angetreten. Der Liegetest verlief sehr positiv. Die Seitenwände sind der Längen nach straff gespannt und die ersten 30 cm der Seitenwände steigen doch relativ senkrecht an. So hat man auch zu dritt nebeneinander gut Platz ohne das die beiden Außenliegenden in die Seitenwände gedrückt werden. Beim Liegen haben wir weit mehr Platz als im MSR Mutha Hubba NX (welches im Kellerraum nebenan zur direkten Vergleich aufgebaut war). Durch die Länge des Zeltes war an beiden Enden auch noch ausreichend Platz für Ausrüstung.
Test zwei war der Schlechtwetter Sitztest auf den Matten. Das ging dann doch besser als erwartet. Die Mischung zwei Erwachsene und ein Kind klappte auch mit dem eingeschränkten Kopfraum ganz gut. Das Abspannen der Seitenwände nach außen bringt nur geringfügig mehr Kopfraum. Das Dach des Innezeltes hängt leider etwas durch, mehr Spannung würde der Kopffreiheit gut tun. Das Thema Kopffreiheit hat MSR im Mutha Hubba NX besser gelöst denn da kann man problemlos zu dritt sitzen. Zusammengefasst bietet das Mark 3P aber viel Platz im Innenraum.
Die Belüftung
Egal ob gutes oder schlechtes Wetter, lüften kann man dieses Zelt immer sehr gut. Ist das Wetter schön kann man die beiden Apsiden auch ganz zur Seite hin aufrollen. Die Türe hat ein etwa 50% großes Mesh und so erwarte ich das man auch an warmen Tagen die Temperatur im Zelt im gut regulieren kann.
Bei Regen oder schlechtem Wetter kann man in den Apsiden regensichere Fenster öffnen, Diese kann man gut regulieren. Die Türe kann komplett geschoßen oder je nach Bedarf bis zu knapp 50% aufgemacht werden. Viele 4-Season Zelte haben Doppeltüren also zu 100% Mesh und Tuch. Je leichter die Zelte desto geringe der Anteil Mesh. Denke aber mit etwa 50% kann man gut leben.
Die Türen selber sind groß genug aber nicht üppig. Wie man an den Bildern sehen kann hätte Vaude da auch größere Türen einbauen können. Da kann man nicht wirklich zu zweit sitzen. Schade, den Platz genug wäre vorhanden.
Was mir nicht so gefallen hat
Das Footprint ist über die gesamte Länge zusammennäht und versiegeln. Das ist für mich nicht ganz schlüssig denn das Footprint ist als extra Schutz für den Zeltboden gedacht, warum eine Sollbruchstelle bzw. Schwachstelle einbauen. Nebenbei erhöht es auch das Gewicht des Footprints welches ohnehin schon schwer ist.
Meistens mußte ich bei meinen Zelten die Heringe gegen bessere tauschen. Bei meinem zwei TNF Zelten war das nicht nötig was man bei so einer Preisklasse auch erwartet. Umso überraschter war ich über die super kurzen Heringe die als Standard beim Vaude Mark 3P dabei sind. Im Vergleich dazu die MSR Mini Groundhog Heringe welche knapp 14 cm in den Boden können, die Vaude Heringe knapp 12 cm. Diese Heringe sind gut genug um das Zelt auf einem Camping Platz oder im Garten aufzustellen aber dafür habe ich mir dieses Zelt nicht gekauft. Schade, bei so einem Preis erwartet man da mehr wie z.B. die baugleichen aber längeren Heringe die man bei Vaude online kaufen kann.
Die beiden seitlichen Abspannleinen versprechen im Video von Vaude mehr Kopffreiheit. Den Effekt im Video erreicht man aber nur wenn man die beiden Leinen waagerecht vom Zelt wegzieht. Man muss sie schon relativ flach vom Zelt abspannen um einen Effekt im Innenraum zu bemerken. Dann braucht man aber auch gleich einen größeren Stellplatz und hat extra Stolperfallen.
Im Video von Vaude sieht das Innenzelt sehr hell aus und der Innenraum macht einen hellen und somit freundlichen Eindruck. Auch auf den Bildern auf der Vaude Website sieht es freundlicher aus. Das ist bei mir nicht so. Das Innenzelt hat eine braungrüne Farbe und ist um einiges dunkler als es im Video zu sehen ist. Mit der grünen Aussenfarbe ergibt es kein so wohliges Gefühl wie man es von gelben oder hellen Innenzelte kennt.
Mein bisheriges Fazit zum Vaude Mark 3P
Es gibt kein perfektes Zelt. Punkt. Jeder hat so seine Vorstellungen und Vorlieben. Manche Zelte kommen dem näher als andere und so findet man dann doch seine Lieblingszelte. Auf das Gesamtpaket kommt es an und wenn die Vorteile überwiegen wird man auch viel Freude an seinem Zelt haben.
Das Vaude Mark 3P punktet bei mir mit:
- Hochwertiges Material
- Ordentlich verarbeitet
- Einfach und schnell Auf- und wieder Abzubauen
- Sehr gute Belüftungsmöglichkeiten
- Viel Platz am Boden und den ersten 30cm nach oben, was beim Schlafen ein echter Bonus ist
- Das Gewicht, obwohl höher als angegeben, ist im Vergleich zu ähnlichen Zelten immer noch ok
Was mir noch Kopfzerbrechen bereitet:
- Die eingeschränkte Kopffreiheit. Ob das zum Aussitzen von schlechtem Wetter reicht wird sich zeigen
- Die flach ansteigenden Apsiden, ob der Platz reicht ist zu Testen
- Die Türen sind kleiner als möglich wäre und haben nur etwa 50% Mesh und Tuch
- Die Farbe des Innenzeltes
Was mir nicht gefällt:
- Das Footprint hat eine Nahtstelle über die gesamte Länge und ist zu schwer
- Das höher als angegebene Gewicht des Zelts und Footprints
Aktuell würde ich 3,5 von 5 Sternen vergeben. Erwarte aber das wird sich nach dem ersten Einsatz ändern. Ich bin immer sehr kritisch zu Beginn und meistens weit zufriedener wenn ich von der ersten Tour zurückkehre.
Update
Nach einem Packversuch und weiteren Überlegungen habe ich das Vaude Mark 3P wieder verkauft. Folgende Punkte haben mich dazu bewogen:
- Das Gestänge ist durch sein Design (lange Segmente und One-Pole Design) sehr groß und und schwer im Rucksack zu verstauen.
- Das Gewicht Zelt plus Unteralge liegt über meinem Maximum und wie bereits geschildert war auch weit höher als vom Hersteller angegeben.
Was nicht unerwähnt bleiben sollte ist die Nutzung der Abspannleinen an den beiden Eingängen. Auch wenn es ein freistehendes Zelt ist profitiert vor allem der Innenbereich von der Nutzung dieser Abspannleinen. Sie sind direkt mit dem Gestänge verbunden (was übrigens positiv ist, Guylines ohne Verbindung zum Gestänge sind nicht so effektiv) und wenn richtig abgespannt strafft es vor allem die Längsspannung. Das verbessert nicht nur die Stabilität des Zelts im Sturm sondern spannt das Innenzelt gleich mit (da es mit dem Außenzelt verbunden ist). So hängt das Innenzelt vor allem an den langen Seiten weniger durch. Egal ob Tunnelzelt oder ein Tunnelzelt-Hybrid, es empfiehlt sich immer alle Abspannleinen zu nutzen.
Es ist ein seht gutes Zelt aber für meine Vorhaben doch nicht das passende. Wer ein Schlechtwetter bzw. Winterzelt sucht ist mit dem Vaude Mark 3P gut beraten. Für diesen Verwendungszweck vergebe ich dann auch 4,0 von 5 Sternen.