Während unserer Zeit in Kalifornien waren wir es gewohnt regelmäßig die Sachen zu Packen und ins Backcountry zu wandern. Von San Diego aus erreichte man in einer Tagesfahrt die unterschiedlichsten Gebiete und so konnte man das ganze Jahr Backpacken. Im Winter waren es nicht nur die Wüsten sondern auch Snowshoeing in den Bergen.
Als unsere ersten beiden Kinder kamen mußten wir uns zwar Anpassen aber aufgegeben haben wir unser Hobby nicht. Wir kauften ein Familienzelt und fuhren weiterhin das ganze Jahr in die unterschiedlichsten National Parks. Manchmal war es auch eine Berghütte oder Winterlodge. Wir fingen mit kleinen Wanderungen an und verlängerten diese Touren kontinuierlich bis wir an dem Punkt ankamen an dem wir die Kinder auch Übernacht ins Backcountry nahmen.
Zu diesem Zeitpunkt kannten wir den Yosemite National Park schon sehr gut und fühlten uns schnell wie zu Hause. Nach einigen Besuchen entwickelte sich Tuolumne Meadows zu unserem Basecamp von wo aus wir viele Touren unternahmen. Jahr für Jahr kamen wir mehrmals zurück. Es gibt nicht viele Gebiete im Yosemite National Park in denen wir nicht waren. So ist es auch keine Überraschung das unsere ersten drei Backpacking Touren mit unseren Kindern von Tuolumne Meadows aus im Yosemite National Park stattfanden.
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May Lake und Glen Aulin
Es war im August 2009 als wir während unserer Woche im Tuolumne Meadows unsere erste Backpacking Tour mit unseren Kinder unternahmen. In drei Tagen von Tuolumne Meadows aus via May Lake nach Glen Aulin und wieder zurück ins Tuolumne Meadows. Zu diesem Zeitpunkt mußte man Marcel mit seinen 2 Jahren noch tragen und wir waren froh das neben dem Bruder meiner Frau vor allem Ihr Cousin mit dabei war. So konnte wir das Gewicht über drei Erwachsene verteilen.
Tag 1 ging von Tenaya Lake nach May Lake an dessen Ufer wir unser erstes Camp aufschlugen. Mit dem Bus ging es am Vormittag von Tuolumne Meadows zum Trailhead bei Tenaya Lake und dann die 4 km mit 330 Höhenmeter nach May Lake. Kurz und steil und wir alle mußten uns zuerst ans Gewicht gewöhnen. Es war ein heißer Vormittag und der Aufstieg war in der Sonne. Laura war motiviert und so schafften wir diese Strecke besser als erwartet. Da wir früher ankamen als gedacht entschied sich meine Frau und Ihr Cousin den Hausberg Mount Hoffman zu besteigen. Wir blieben mit Ihrem kleinen Bruder zurück und genoßen die Sonne. Wir gingen ins benachbarte High Sierra Camp um etwas Limonade zu trinken. Der See war zwar kalt aber zu verlockend und so nutzen wie die Zeit um zu baden. Am Abend dann ein gutes Essen und nach dem Sonnenuntergang ging es sogleich in den Schlafsack.
Tag 2 ging dann vor allem bergab nach Glen Aulin wo sich ein weiteres High Sierra Camp befindet. Direkt dahinter ein Backpacker Camp und das war unser Tagesziel. Mit 13 km war es die längste Etappe. Zuerst wanderten wir über ein Plateau mit genialem Rundblick bis es hab ins Tal Richtung Glen Aulin ging. Der Weg durch den Wald war für die Kinder etwas anstrengend, nicht körperlich sondern es war langweilig. Als wir am Wasserfall direkt am Camp ankamen war das aber alles schnell vergessen. Zelt aufgeschlagen und ab ans (und ins) Wasser. Es war genial mit dem Wasserfall im Hintergrund zu schwimmen. Nach einem Besuch im High Sierra Camp, wo es Limonade und ein paar Süßigkeiten gab, ging es zurück ins Camp und nach einem leckeren Abendessen und einem wunderschönen Sonnenuntergang ins Zelt. Der dritte und letzte Tag sollte noch einmal anstrengend werden.
Tag 3 stiegen wir von Glen Aulin den Tuolumne River entlang auf zurück nach Tuolumne Meadows. Mit 9 km nicht so lange wie der Tag davor aber es ging etwas mehr als 300 Höhenmeter die ersten paar Kilometer hinauf.
Die Brücke nach dem Camp war das letzte flache Stück bevor es steil den Muletrail nach oben ging. Oft mit Steinen gesichert ist der Weg nicht immer einfach zu gehen, vor allem für kleine Beine. Der Blick zurück in den Canyon und oben angekommen der Blick ins Tuolumne Meadows lassen einem die Anstrengung aber schnell vergessen. Eine lagen Mittagspause am Tuolumne River war der abschliessende Höhepunkt.
Auf dieser Tour hatten wir um Gewicht zu sparen einen Shelter dabei aber das stellte sich als nicht so toll heraus. Vor allem wenn die Campsites staubig sind und noch ein Wind geht ist es eher unangenehm. Von nun an war immer ein Zelt dabei.
May Lake und Mount Hoffman #2
Nur ein Jahr später, im August 2010, ging es zum zweiten Mal zu May Lake. Dieses Mal aber ohne fremde Hilfe und beide Kinder mußten selber laufen. Auch starteten wir von Tuolumne Meadows und es ging auch dorthin zurück. Es war ein Test mit nur einer Nacht und neuem Zelt.
Der Weg von Tuolumne Meadows nach Tenaya Lake zieht sich und es ist zu empfehlen den Bus, wie wir das Jahr davor gemacht hatten, zu nehmen oder am Trailhead zu parken.
Es war die erste Tour mit unserem neuen Nemo Losi 3+ Personen Zelt. Es war ein geräumiges 3 Personen Zelt und wir vier passten sehr gut hinein, ok die Matten lagen etwas übereinander aber das war kein Problem. Tolle Features und super durchdacht, damals eines der am leichtesten aufzubauenden Zelte, einfach genial. Es war noch viele Male unser treuer Begleiter auf Touren ins Backcountry.
Nach einer Pause entschieden Laura und ich Mount Hoffman zu besteigen. Dieses Mal blieb meine Frau mit Marcel im Camp. Es ist kein schwieriger Anstieg aber für kleine Beine ist es eine ganz schöne Herausforderung. Der Rundblick von Mount Hoffman ist phänomenal und lohnt sich auf jeden Fall. Weit besser als Lembert Dome und vor allem nicht so überlaufen. Das letzte Stück zum Gipfel ist seilversichert und wir haben entschieden die letzten Meter nicht mehr zu gehen. Nach einer langen Pause ging es wieder zurück ins Camp wo der Rest der Familie auf uns wartete.
Nach dem Abendessen ging es dann bei Dämmerung auf Erkundungstour. Nicht unweit erreichte man ein Plateau mit tollem Rundblick und der Sonnenuntergang färbte alles in orange, dann rot und zu Schluß rosa. Die Felsen in dieser Gegend geben eine super halt und so kletterten beide solange es nur ging. Zurück am Camp genoß vor allem Laura noch den See bevor es ins Zelt ging. Am nächsten Tag gingen wir es langsam an mit vielen Spielpausen. Kurz nach Mittag waren wir schon wieder zurück an der Bushaltestelle. Zurück nahmen wir von Tenaya Lake den Bus nach Tuolumne Meadows. So blieb uns ein langer staubiger Weg ins Camp erspart und die Kinder blieben motiviert.
Vogelsang, ein magischer Ort
Das Gebiet um Vogelsang Pass, Vogelsang Peak, Fletcher Peak und dem Vogelsang High Sierra Camp ist ein wahrlich magischer Ort. Bevor wir im August 2011 unsere beiden Kinder auf eine Backpacking Tour dorthin brachten waren meine Frau und ich bereits 3 Mal in diesem Gebiet unterwegs. Zwei Mal haben wir dort im High Sierra Camp übernachtet und einmal war es eine Tagestour (mit Laura im Gepäck). Es sollten noch weitere Touren hinzukommen. Es gibt eine Menge an Seen wie den Vogelsang Lake, Evelyn Lake, Hanging Basket Lake und die beiden Fletcher Lakes direkt ums HS Camp. Am Fletcher Lake ist das Backpacker Camp. Der unglaubliche schöne gelegene Ireland Lake ist etwas weiter entfernt aber einen Besuch wert.
Von Tuolumne Meadows aus erreicht man das Camp nach 13 km und 500 Höhenmetern Anstieg durch anfänglich einen Wald und dann nach der Waldgrenze immer auf Fletcher Peak zu.
Tag 1 unser dreitägigen Tour ging bis Fletcher Lake in der Nähe des Vogelsang High Sierra Camps. Anfänglich geht es durch einen Wald und schon bald beginnt man den Anstieg und folgt dabei Rafferty Creek welcher in trockenen Jahren im Spätsommer austrocknet. 2011 war aber ein schneereiches Jahr und es gab Wasser genug. Bis man die Baumgrenze hinter sich läßt dauert es etwas und die Kinder verlieren dann gerne die Geduld. Kaum waren wir aber aus dem Wald liefen die Beiden wir aufgezogen immer auf Fletcher Peak zu. Den ersten Abend ging es zum Abendessen ins High Sierra Camp, was für ein Erlebnis für die Kinder. Im Camp selber konnten wir nicht übernachten da Kinder mindestens 8 Jahre alt sein müssen. Da wir zwei Tage an der selben Stelle zelteten konnten wir den zweiten Tag lockerer angehen. Es stand ein Tagesausflug an.
Tag 2 gingen wir langsam an. Die Kinder konnten ausschlafen während wir den Sonnenaufgang mit einer Tasse Kaffee genoßen. Nach dem Frühstück ging es hinauf zum Upper Fletcher Lake welcher direkt unter Fletcher Peak liegt. Es hatte noch eine Menge Schnee und das Wasser war sehr kalt. Trotzdem baumelte Laura Ihre Beine im Wasser und ich lies es mir nicht nehmen eine Runde zu schwimmen. Bis heute bin ich mir sicher das es der kälteste See war indem ich je geschwommen bin. Es hat eine Zeit gedauert bis ich wieder aufgewärmt war. Von hier aus kann man noch zum Hanging Basket Lake aufsteigen was wir dieses Mal aber nicht gemacht haben. Wir haben uns viel Zeit genommen und es war ein super sonniger und warmer Tag, perfekt um die Seele baumeln zu lassen und sich einfach auszuruhen. Am Nachmittag ging es zurück ins Camp und wo wir den Tag in aller Ruhe ausklingen gelassen haben. Die Nächte waren kalt und man muß auch im August mit Temperaturen um den Gefrierpunkt rechnen. Mit den richtigen Schlafmatten, warmen Schlafsäcken und Thermounterwäsche ist es aber kein Problem. Daunenjacke, Mütze und Handschuhe sollten nicht fehlen.
Tag 3 ging es zurück in unser Base Camp in Tuolumne Meadows. Die Kinder konnten ausschlafen und nach dem Frühstück packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg hinunter. Immer wieder blickten wir zurück und nun hatte uns alle die Magie des Vogelsang Gebiets erfasst. Auf dem Abstieg planten wir dann schon die kommenden Tage im Tuolumne Meadows bevor dann auch diese Woche im Yosemite zu Ende gehen sollte.
Das Vogelsang Gebiet ist ein absoluter Geheimtipp für alle Yosemite Besucher die sich Zeit nehmen und mehr sehen wollen. Von hier oben kann man Half Dome sehen, in Seen schwimmen und die Ruhe genießen. Vom Yosemite Valley aus kann man es in zwei Tagen via dem Merced High Sierra Camp und Vogelsang Pass erreichen, von Tuolumne Meadows in einem Tag. Alternativ kann man anstelle den direkten Rückweg via Rafferty Creek vorbei an Evelyn Lake via Ireland Lake hinunter in den Lyell Canyon und zurück ins Tuolumne Meadows wandern. So wird es ein Rundwanderweg.
Tipps zur Ausrüstung
Zelte:
Wie schon erwähnt haben wir auf drei Personen Zelte umgestellt. Wir wählen immer größere Zelte aus (also 3+ oder 3-4) und wie man im Bild sehen kann hatten wir vier gut Platz. Auch heute noch nutzen wir vor allem 3-Personen Zelte denn egal ob ein Elternteil mit den zwei großen oder beide Eltern mit den beiden Kleinen unterwegs sind passt es so. Wenn wir alle gemeinsam zelten dann nutzen wir zwei 3-Personen Zelte.
Schlafmatten:
Für die Kinder, damals wie heute, nutzen wir zwei Varianten je nach Einsatzbereich. Meistens kommen selbstaufblasende Matten wie z.B. Therm-A-Rest ProLite Plus zum Einsatz. Wir nutzen am liebsten die Women Varianten da diese einen besseren R-Wert haben und kürzer sind. Je nach Modell oder Hersteller gibt es auch kurze Matten. Diese Art von Matten sind sehr robust und gehen im Vergleich zu Luftmatten nicht so schnell kaputt. Das Packvolumen und Gewicht ist aber meistens etwas höher.
Auch toll sind z.B. Therm-A-Rest Z-Lite Schaummatten. Diese sind zwar nicht so bequem und auch der R-Wert ist niedriger aber dafür kann man sie auch auf der Wiese oder auf Fels nutzen sozusagen als Spielmatte vorm Zelt. Zusammengefaltet sind sie wie eine Sitzbank und Kinder können darauf bequem sitzen. Gerade diese beiden Optionen sind große Pluspunkte wenn man mit kleineren Kindern unterwegs ist (nicht nur für Kinder übrigens). Es gibt auch kurze Modelle, man kann diese aber auch einfach abschneiden. Für Winterwanderungen kann man Z-Lite Matten als zweite Matte unter einer Drei-Saisonen Matte nutzen und spart sich so eine Wintermatte. Super flexibel einsetzbar, echt eine tolle Sache.
Schlafsäcke:
Leider ist die Auswahl an guten Schlafsäcken für Kinder nicht so üppig. Vor allem wenn man auch auf das Gewicht und Packvolumen achtet und kein Vermögen ausgeben will. Im Bild sieht man zwei Kunstfaser Schlafsäcke in Kindergröße (bis etwas 12 Jahre) mit einer Komforttemperatur von 0°C und einem Gewicht von gerade unter 1 kg (inklusive Kompressionssack). Diese nutzen nun unsere zwei kleinen, die großen haben nun unsere Schlafsäcke (auch im Bild). Qualität und gute Pflege zahlen sich aus.
Mit den Schlafsäcken nutzen wir immer Schlafsack Liner und haben je Einsatz unterschiedliche Materialien für die Kinder zu Hause. Mit einem Liner bleibt der Schlafsack innen sauber und man kann die Isolierwirkung etwas verbessern. Wir nutzen Seide oder ein Gemisch welches schnell trocknet damit man den Liner auch unterwegs waschen kann. Ehrlich gesagt nutze ich seit Tag eins Produkte von Cocoon. Es gibt eine Menge an Optionen aber da wir mit Cocoon Liners immer zufrieden waren haben wir nie eine andere Marke getestet.
Als Kissen nutzten wir oft nur einen Überzug indem man die Jacke stecken konnte. Die Überzüge kann man waschen und so bleibt die Jacke sauber. Das spart Gewicht und Volumen aber auch Luftkissen, wir wir auf dem JMT dabei hatten, sind eine super Wahl.
Allgemeines:
Wir haben von Anfang an viel Wert auf gute Schuhe gelegt. Jedoch, im Vergleich zu unseren Wanderstiefeln, füllen sich Kinderschuhe aufgrund der niedrigen Höhe schnell mit z.B. Sand, Schnee oder Wasser auf. Wir hatten deswegen gerne Gamaschen für unsere Kinder dabei. Diese helfen die Schuhe von oben her besser dicht zu halten.
Gute Regenjacken gehören immer in den Rucksack, auch in Südkalifornien. Sie dienen nicht nur als Schutz vor Regen sonder vor allem auch gegen Wind. Regenhosen waren optional vom Gebiet abhängig mit dabei.
Für Notfälle waren immer ein paar extra Wandersocken, ein extra T-Shirt und eine extra Unterhose pro Kind in einem wasserdichten Toppitsbeutel verpackt. Auch ein kindergerechter First-Aid Kit gehörte dazu.
Thermo Unterwäsche, Schlauchschal, Handschuhe, Haube, Mütze und Sonnenbrillen sind Teil der Grundausstattung.
Wir nutzen für unsere Kinder gerne Merino Wolle meistens gemischt mit anderen Stoffen. Merino ist bequem, hält warm ohne zu überhitzen, riecht nicht, ist leicht zu waschen und trocknet schnell. Gerade Wandersocken, lange Unterwäsche, Unterwäsche allgemein, T-Shirts und Pullover sind so universell einsetzbar. Wir waren schon immer Fans des Zwiebelsystems also mehrere dünnere Schichten die flexibel einsetzbar sind.
Kurze Hosen sind bei uns die Ausnahme. Es gibt viele Gründe warum lange Hosen besser sind. Man verdunstet z.B. weniger Wasser, man braucht weniger Sonnencreme und auch weniger Insektenschutz, Beine bleiben länger sauber, schützt vor kleinen Verletzungen (wenn man durchs Gestrüpp oder felsiges Gelände muß) und vieles mehr.
Spaß darf nicht fehlen so waren Bestimmungsbücher, Spielkarten, Kinderlandkarten, Lupen, und (wenn alt genug) ein Taschenmesser dabei. Ein Stofftier durfte natürlich nicht fehlen. Wir hatten aber nie das Lieblingsstofftier oder Lieblingsauto bzw. Spielzeug mit dabei denn wenn es verloren oder kaputt geht dann ist das Drama groß.
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